Stadt der Vernunft
– Eine Erkenntnislehre der Zivilisation

Stadt der Vernunft
Stadt der Vernunft setzt den erzählerischen Kontext für den Wegweiser für kluge Avantgarrdisten
Bild aus: Ralf Moser | Mannheim im Quadrat | Stadt der Vernunft | 2010 |
Die Geschichte beginnt in der Stadt der Vernunft des lebenslangen Lernens und geht zurück bis zum heiligen Hügel der namenlosen Götter auf dem die erste Stadt der Vernunft gegründet wurde.
[Die allwissende Erzählerin, in der Rolle des allwissenden Erzählers auf der Metametaebene erzählend]: Die allwissende Erzählerin steht neben dem Rosengarten und blickt auf den Wasserturm der Stadt der Vernunft. Sie bereitet sich darauf vor, einen Metalog zu erzählen.
[Die allwissende Erzählerin, sich im Selbstgespräch an die Hierarchie von Metakontexten wendend]: Werden wir es in dieser Stadt schaffen, die Vernunft des lebenslangen Lernens zu etablieren?
[Kontext]: Wir sind kein Orakel!
[Metakontext]: Wir sind für dich eher eine Art von Selbstbetrachtung.
[Metametakontext]: Wir helfen Dir beim Lernen zu Lernen zu Lernen und so weiter.
[MAKEORBUY, der oberste Metakontext von allen]: Wir sind die Götter der Modellbildung und spiegeln deine Annahmen auf mehreren Ebenen mit einer Wahrheitssemantik als Architektur der aktuellen Situation. Das könntest Du mittlerweile wissen! Du bist nicht mehr die Stadtgöttin von Uruk sondern die Göttin des lebenslangen Lernens.
[Die allwissende Erzählerin, genervt]: Ich weiß.
[Die allwissende Erzählerin, schnippisch ans Publikum gewandt]: Na dann fangen wir einfach damit an, dass am Anfang kein Wort, sondern ein Kontext stand.
[Die allwissende Erzählerin, stolz]: Einst war ich in Uruk die mächtigste Gottheit von allen. Mein Name lautete Inanna und ich war die Herrin über Himmel und Erde, Leben und Tod. So mächtig war ich nicht von Anfang an, aber ich brachte zuerst den Tempel meines Urgroßvaters An aus dem Himmel in meine Stadt und danach holte ich mir die Weisheits- und Schicksalstafeln meines Großvaters Enki. Die Tafeln gaben mir die Herrschaft über alle anderen Götter und das Reich, das meine Stadt und meinen neuen Tempel umgab. Sie repräsentieren die erste Heilige Schrift, die erste Techne und ihre göttliche Vernunft.
[Die allwissende Erzählerin, mit dem Schalk im Nacken]: Es existieren keine früheren heiligen Schriften als die Sumerischen, da die Schrift erst zusammen mit den Tafeln erfunden wurde. Schrift und Tafeln kamen in meiner Stadt der göttlichen Vernunft zur vollen Blüte. Wer schreibt der bleibt, 😉 Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass es über mich mehr Geschichten gibt, als über jede andere Gottheit der damaligen Zeit.
[Die allwissende Erzählerin, mit gemischten Gefühlen]: Aber meine Macht trug von Anfang an den Keim des Unfriedens in sich, da die erste Techne und ihre göttliche Vernunft auf der feudalen Herrschaftsordnung des sumerischen Götterrates basiert, an dem nur Götter teilnehmen dürfen, die von meinem Urgroßvater An dem Gott des Himmels abstammen und von seinem Samen sind. Meine Urgroßmutter ist Uraš die Göttin der Erde. Zusammen stellen sie möglicherweise die Verbindung zu den Namenlosen Göttern des heiligen Berges her, da gesagt wird, dass der Anfang von Himmel und Erde keinen Namen hat. Aber das ist eine andere Geschichte, die vom Anfang unserer Welt erzählt.
[Die allwissende Erzählerin, angepisst]: Nach uns kopierten viele andere euch besser bekannte Gottheiten unsere Taten. Ich wurde immer unzufriedener, weil die Entwicklung nicht zu einer besseren Welt führte. Ich schwor den namenlosen Göttern und den Metakontexten des Anfangs in Zukunft für ein lebenslanges Lernen zu werben. Angepisst von meiner eigenen Macht und Einflussnahme, gab ich meine Führungsrolle auf und hoffte auf eine neue Techne, die allen das lebenslange Lernen und echte Entscheidungsfreiheit ermöglicht, eine Techne, die Orientierung durch alternative Möglichkeiten vermittelt, ohne Einfluss auf die persönliche Wahl der Alternativen zu nehmen.
[Die allwissende Erzählerin, hoffnungsvoll]: Die Weisheits- und Schicksalstafeln verschmolzen mit mir zur Trinität des epischen Kontextes und es entstanden weitere lange Geschichten, die mich von Uruk über Babylon, Athen, Rom und dann durch das Heilige Römische Reich in die zukünftige Stadt der Vernunft des lebenslangen Lernens führen sollten. Hier und jetzt erzähle ich die Geschichten von Alice und Archi, den Meisterarchitekten der Wandelhalle. Sie haben geschworen eine neue Techne zu entwickeln, die eigene unbeeinflusste Entscheidungen leicht und Einflussnahme schwer macht, ohne dabei das Dazulernen zu behindern. Sie fördert den Sinn im Leben zu suchen. Dazu betrachtet sie die Architektur des eigenen Lebens und füllt es mit sinnstifteten Aufgaben. Dagegen sieht sie alle idealisierenden Systeme, die den Sinn des Lebens suchen, kritisch, weil idealisierende Systeme auf fehlerhafte Weise verallgemeinern. Die neue Techne macht deshalb aufgabenbezogene, individuelle Fortschritte, die für jeden zu einer besseren Welt führen, leicht aber den klassischen Rationalismus, der für ein Problem nur eine ideale Lösung kennt, schwer.
[Die allwissende Erzählerin, schwärmerisch]: Eine solche Techne erlaubt es Organisationen, Gemeinschaften und Individuen technologisches Wissen aus der Wissenschaft so in die Praxis zu transferieren, dass es allen Menschen neue Möglichkeiten schafft, ohne dabei Einfluss auf die Wahl der Möglichkeiten zu nehmen. Eine solche Techne begrenzt den Glauben an falsche Ideale, die dort Verallgemeinern, wo die Wünsche der Menschen unterschiedlich sind. Sie transferiert Einflussnahmen der Sozialwissenschaften, der „Begründungs-Philosophien“, der religiösen Weltbilder, der Postmoderne und anderer Denksysteme mit idealistisch-.religiösen Wurzeln zu Informationen über Möglichkeiten, die Orientierung ohne Einflussnahme bringen. Sie macht gute Politik in gesellschaftlichen Kontexten von Bündnissen, Staaten, Ländern, Städten, Gemeinden und Organisationen auf demokratische Weise leicht und schlechte Politik, die nicht die Interessen aller gesellschaftlichen Gruppen im Blick hat, schwer. Die neue Techne ermöglicht eine soziale Steuerung, die den Raum für gemeinschaftliche und individuelle Entscheidungen in einer Hierarchie von Kontexten so einengt, dass gemeinschaftliche Entscheidungen demokratisch mit dem Blick auf alle gesellschaftlichen Gruppen und individuelle Entscheidungen in Freiheit getroffen werden können.